Die Armeen des Islam - 7. bis 11. Jahrhundert

Fesselnd und wissenschaftlich fundiert schildert dieser Band die Organisation, die Uniformen und die Ausrüstung der islamischen Armeen des Mittelalters und gibt einen lebendigen Einblick in die Kriegskunst und den Alltag der islamischen Welt des Mittelalters.

David Nicolle, Illustration von Angus McBride, Die Armeen des Islam - 7. bis 11. Jahrhundert, ca. 64 Seiten, zahlreiche z.T. farbige Abbildungen, Format: 18,5 x 25 cm, ISBN: 978-3-943883-05-3


"Unter seinem Originaltitel "The Armies of Islam 7th-11th Centuries (Men-at-Arms)" war der Band bereits im Juli 1982 bei Osprey Publishing in London erschienen. Erfreulich, dass nach nunmehr 32 Jahren vom Brandenburgischen Verlagshaus eine deutschsprachige Ausgabe herausgegeben wurde.

Bereits die vorangestellte - von der Geburt des Propheten Mohammed (um 570) bis zum Abschluss der almoravidischen Eroberung von al-Andalus (1091) reichende - Chronik verdeutlicht, dass die islamische Welt bereits in ihren ersten Jahrhunderten kein homogener Monolith gewesen war. Zur achtseitigen Chronik gehört auch eine Tafel, auf der die unterschiedlichen Schlachtordnungen der Türken, Perser, Jemeniten und Inder
dargestellt werden.

In einer Einleitung wird der islamische Kulturraum des Mittelalters als einziger zivilisierte Nachbar des christlichen Europas vorgestellt. Als kulturelle Rivalen und militärische 'Dauerfeinde' des Westens werden die muslimischen Völker zunächst unter den unspezifischen Begriffen 'Sarazenen und Türken' zusammengefasst. Zwei Seiten danach werden dann Araber, Perser und Türken als die drei großen 'ethnischen Gruppen' bezeichnet, die der Islam zum Ende des 11. Jahrhunderts absorbiert hatten. Für die Entwicklung der 'muslimischen Militärtechnik' spricht der Autor auch den Berbern, Kurden und den christlichen Armeniern, Byzantinern, ja sogar den Westeuropäern. David Nicolle weist außerdem daraufhin, dass insbesondere bei Waffen und Rüstung der vorislamische Iran eine besondere Bedeutung besaß. Weitere wichtige Impulse für die Metallurgie und taktische Konzepte entsprangen den Wechselwirkungen zwischen Iran und Turan. An der islamischen Peripherie, in Al-Andalus und im geringeren Maße auch im Magreb seien hingegen die europäischen Einflüsse überwiegend gewesen. Während eine vom Hindukusch bis zum Atlantik reichende Karte einen Überblick über die Dimensionen der damaligen "Islamischen Welt" vermittelt, zeigen zwei Tafeln die rekonstruierten Liwa und Raya (Kommandeur- und Stammesbanner), die während der Schlacht von Siffin im Jahre 657 gebraucht wurden, sowie Zeichnungen frühislamisch Schwerter.

Das nachfolgende Kapitel beschreibt die Entwicklungen der islamischen Armeen von ihren Anfängen als primitive arabische Stammesverbände bis hin zu professionellen Streitkräften. Ein wichtiges Merkmal hierbei ist der Wechsel vom ursprünglichen 'Jund' (Freier Krieger) zum Ghulam, der mit den herbeigerufenen Turkstämmen einhergehen sollte. Diese, später auch als Mamluken bezeichneten, zwangsrekrutierten Militärsklaven entwickelten sich nicht nur zu berittenen Eliteeinheiten, sondern gründeten schließlich auch eigene Dynastien. [Die ägyptischen Mamluken demonstrierten ihre militärischen Fähigkeiten schließlich in der Schlacht bei Ain Djalut am 3. September 1260, als sie den Mongolen die erste und damit historisch bedeutende Niederlage. Auch die osmanischen Janitscharen wurden bis ins 19. Jahrhundert hinein mittels Devşirme (Knabenlese) bei den nichtislamischen Völkern zwangsrekrutiert.] Während die Rollen von Infanterie, Söldnern, afrikanischen Sklaven, Milizen und dem "Triumph der berittenen Bogenschützen" das Kapitel "Die Nachfolgestaaten" gewidmet ist, wird hierbei al-Andalus ausgeklammert. Hierfür wurde das nachfolgende Kapitel mit der Überschrift "Europäischer Einfluss" vorgesehen. Merkwürdigerweise werden hierzu auch ein Foto der ostanatolischen Festung Amida (Diyarbakir) sowie Abbildungen eines kaukasischen, türkisch-zentralasiatischen und ägyptisch-fatimidischen Helms herangezogen.

Für das Kapitel "Kampftaktiken und Stile" wurden exemplarisch neun historische Schlachten, auch zwischen muslimischen Gegnern, ausgewählt, welche spezifische Merkmale, Neuerungen oder andere Besonderheiten vorwiesen. Die für die Weltgeschichte bedeutende Schlacht von Manzikert (26. August 1071) war dem Autor hierbei jedoch nicht erwähnenswert.

Den Abschluss des Bandes bilden die Texte zu den detaillierten Bildtafeln islamischer Krieger, die bereits zwischen den Seiten 32 und 33 zu finden sind. Ihre Darstellung orientiert sich an archäologischen Befunden und kunsthistorischen Artefakten, die teilweise ebenfalls abgebildet sind.

Neben der eingangs erwähnten, mitunter unspezifischen Terminologie ist vor allem zu kritisieren, dass die prä-islamische Persische Dynastie der Sassaniden zwar an mehreren Stellen genannt wird, ihrem maßgeblichen Einfluss auf die gepanzerte Reiterei jedoch kaum ein Wort gezollt wird. Der Begriff Kataphrakt fehlt ebenso, wie ein Hinweis darauf, dass der sassanidische Panzerreiter mit Kettenhemd und Lanze [samt seiner zeitgenössischen Lyrik] auch die 'Blaupause' der hochmittelalterlichen Ritter des 'Christlichen Abendlandes' darstellt.

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Die Armeen des Islam - 7. bis 11. Jahrhundert, Artikelnummer: 9783943883053

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